Sonntag, Juni 15, 2008

Die Saat der Zukunft

Terminator (The Terminator)
USA 1984
Regie: James Cameron, Drehbuch: James Cameron, Gale Ann Hurd, William Wisher, Harlan Ellison, Kamera: Adam Greenberg, Musik: Brad Fiedel, Schnitt: Mark Goldblatt
Darsteller: Arnold Schwarzenegger (The Terminator), Linda Hamilton (Sarah Connor), Michale Biehn (Kyle Reese), Paul Winfield (Lieutenant Ed Traxler), Lance Henriksen (Detective Hal Vukovich)

Synopsis: Aus dem Nichts erscheinen zwei Menschen im L. A. der Achtzigerjahre: Beide kommen aus einer fernen apokalyptischen Zukunft, in der die Maschinen die Menschen unterjocht haben, und sind auf der Suche nach einer Frau. Einer von ihnen ist eine Maschine, geschickt, um die Frau zu töten, der Andere ist ein Soldat der Menschheit, geschickt, um sie vor der Maschine zu retten. Denn die Frau, eine unscheinbare Kellnerin namens Sarah Connor, wird eines Tages den Mann zur Welt bringen, der den Widerstand der Menschen gegen die Maschinen anführen wird ...

Funkhundd: Während der Einfluss eines Achtzigerjahre-Klassikers wie RAMBO im heutigen Kino nicht mehr ganz so gegenwärtig und spürbar ist, lässt sich die Wirkung von Camerons ersten großen Spielfilm auf das populäre Kino im Allgemeinen und den düsteren Science-Fiction-Film im Besonderen kaum leugnen. Das Faszinierende an TERMINATOR ist jedoch nicht nur seine filmhistorische Bedeutung: Obwohl er ganz eindeutig ein Produkt seiner Zeit ist, wirkt er auch heute noch ganz unvermittelt auf den Zuschauer. Ihm gelingt das durch einen Kniff, der auch schon Carpenters DIE KLAPPERSCHLANGE einen so fulminanten Einstieg verpasste: Eine Prämisse epischen Ausmaßes – die Entscheidung über nichts weniger als den Fortbestand der Menschheit – wird per Texteinblendung auf eine einzige Nacht und in der Folge dann auf einen Rahmen von drei Protagonisten komprimiert. TERMINATOR scheint damit zunächst eine Ausnahme innerhalb seines Genres darzustellen. Denn während andere Actionfilme im Verlauf ihrer Handlung immer spektakulärer und „breiter“ werden, zieht sich Camerons Film förmlich zusammen. Im Grunde rührt er damit aber an den Kern des Actionkinos, das inmitten des vordergründigen Spektakels meist auf Reduktion bedacht ist – statt der Amerikaner und Russen kämpfen Rambo und Zaysen stellvertretend gegeneinander. Insofern ist TERMINATOR wahrscheinlich einfach nur besonders konsequent: In seiner Intimität nimmt er fast schon kammerspielartige Züge an und bedient sich zudem einer Struktur, die man auch als „film noir mit umgekehrten Vorzeichen“ beschreiben könnte. Es ist die kongeniale Verknüpfung der Noir-Elemente mit der Zeitreise-Thematik, mit der es Cameron gelingt, an die tiefe Wahrheit des Actiongenres zu rühren und ihm – paradoxerweise trotz seiner Technikfixierung, aber TERMINATOR lebt von seinen Paradoxien – ein Stück der in den Achtzigerjahre verschütteten Menschlichkeit zurückzugeben. Im film noir werden die Protagonisten von den Schatten der Vergangenheit eingeholt, die bis in die Gegenwart reichen. In TERMINATOR ist es genau umgekehrt: Dort werfen zukünftige Geschehnisse einen Schatten zurück durch die Zeit. Die bedrückende Stimmung von Camerons Film rührt genau daher: Das Schicksal der Menschheit ist schon zu Beginn des Films besiegelt; alles was Sarah und Reese noch tun können, ist die ihnen vom Schicksal (= der Zukunft) zugedachten Rollen zu erfüllen. Das ist eine radikale Wendung der sonstigen Actionfilm-Helden-Genesis. Denn während all die Rambos und Braddocks sich aus einer traumatisch aufgeladenen Vergangenheit speisen, die sie oft unfreiwillig zu dem macht, was sie sind, entwirft sich Sarah Connor quasi in die Zukunft und zwar mit vollem Bewusstsein: Sie weiß, was sie werden muss, also wird sie es. Das ist im Grunde eine sehr Achtzigerjahre-typische, pessimistische Interpretation der Lehren des Existenzialismus. Und um das schon angesprochene paradoxe Prinzip, aus dem der Film seine Spannung bezieht, auf die Spitze zu treiben, kann man den Film umgekehrt als echten noir lesen, indem man Schwarzeneggers Maschinenmenschen als den eigentlichen Protagonisten begreift: Dann ist er das Private Eye, das Probleme mit der Vergangenheit bekommt. Er hat ja auch diese idealtypische Noir-Szene in dem versifften Hotelzimmer, durch dessen Jalousien die Neonlichter des nächtlichen L. A.s hereinscheinen, und in dem er sodann die berühmte Operation durchführt. Die Verbindung dieser beiden gegen- und ineinander laufenden Stränge, die Verflechtung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wird in TERMINATOR aus der Tiefenstruktur des Actionfilms geborgen, an die Oberfläche gebracht und offen thematisiert.

Der Außenseiter: Die Konzentration auf eine Stadt als hermetisch abgeriegelter Raum sowie einer Nacht als Zeiteinheit, die Suche nach einer Frau und ihrer noch nicht geschehenen Vergangenheit sowie die Triade, Sarah Connor, Kyle Reese und Terminator, welche trotz ihrer Geschlossenheit eine Auswirkung auf das gesamte Weltgefüge hat, scheint wirklich eine Verbindung zum film noir herzustellen. Die Bezeichnung tech noir – der Name einer Discothek im Film – macht dies nicht nur augenfällig, sondern hat sich zum terminus technicus sowohl für eine Verknüpfung zwischen film noir und Science Fiction, als auch im Cyberpunk etabliert. Cameron selbst soll die Bezeichnung erdacht haben, als er nach einem geeigneten Begriff gesucht hat, der den neuen, düsteren Stil der Dekade zum Ausdruck bringt. Und auch wenn TERMINATOR nicht nur in einer einzigen Nacht spielt, so erscheint es wie eine. Die zwei Tage, die zwischen den Nächten liegen, sind kaum heller als ein Abendrot und durch den Smog von Los Angeles gefilmt. Der Verweis auf die Nacht und ihre Wichtigkeit lässt sich schon zu Beginn finden, wenn der Terminator im Los Angeles des Jahres 1984 landet. Gewährt uns der Film im Prolog einen kurzen Einblick in eine apokalyptische und destruktive Zukunft, in der Maschinen die Welt unterjochen, sieht und hört der Zuschauer nach dem Vorspann für einen kurzen Moment, wiederum eine schwere Maschine, doch handelt es sich nur um einen Lastwagen der städtischen Müllabfuhr, der ähnlich monströs erscheint und als Omen bereits die Schatten der Zukunft voraus wirft. Der tautologisch-reziproke Wirkungszusammenhang ist dann bereits an der Statur Schwarzeneggers ablesbar. Das Zeitreisekonzept und seine paradoxe (Un-)Entwirrbarkeit sind nicht nur auf die Geschichte um die Zeugung des Mannes, der die Menschheit retten soll, beschränkt, sondern ist auch bereits ein Schritt, den die Maschinen vorher gehen mussten. Einst als künstliche Intelligenz von Menschen geschaffen, sahen sie diese, als sie anfingen sich selbst zu programmieren, als eine Bedrohung und beseitigungsfähig an. Nun, wo es den Menschen in der Zukunft unter der Führung John Connors gelungen ist, die Maschinen ernsthaft zu gefährden, müssen sie ihrerseits Infiltrationseinheiten
konstruieren, die dem Menschen wieder ähnlich sind. Nachdem der Mensch also endlich seinen Prometheustraum erfüllen konnte und sich damit an den Rande der Vernichtung gebracht hat, müssen diese neuartigen, anorganischen Wesen wieder zu einer biologischen Ebene zurück, um ihrerseits nicht vernichtet zu werden. Ein/der Terminator sieht somit dann auch so aus, wie die kalten, stählernen Maschinen sich den perfekten „Menschen“ vorstellen: ein Muskelberg mit kantigem Äußeren, mit der Widerstandsfähigkeit eines Panzers und einem Gehirn auf Mikroprozessorenbasis.

FH: Einer von vielen interessanten Aspekten des Films, denn hierin kommt der selbstreflexive Ansatz von Camerons Kino zum Tragen. Am deutlichsten tritt dieser vielleicht in THE ABYSS zutage, in dem es ja nicht nur um die Begegnung des Menschen mit einer höheren, außerirdischen Intelligenz geht, sondern auch um die des Zuschauers mit einer neuartigen Effekttechnologie. TERMINATOR ist zwar, was seine Effekte angeht, mittlerweile etwas antiquiert, aber deswegen keinesfalls weniger eindringlich: Seine gegenüber den von Cameron selbst wenige Jahre später etablierten Computereffekten „unperfekte“ Gestaltung lässt ihn heute tatsächlich lebendiger erscheinen als die komplett im Rechner erzeugten Filme, die nur selten die Plastizität eines TERMINATOR erreichen. Die Symbiose aus Mensch und Maschine wird durch die Special Effects, eine Mischung aus Animatronics (also quasi Puppentricks) und Stop-Motion-Animation, perfekt umgesetzt. Der Terminator wird zum grotesken Klotz; sowohl in den Szenen, in denen er von Schwarzenegger, dessen aufgepumpter Körper ja auch etwas Maschinelles hat (s. auch unsere Ausführungen zu RAMBO II – DER AUFTRAG), geradezu idealtypisch verkörpert wird, als auch, in dem er von maschinellen Stand-Ins „gedoublet“ wird. Gerade an diesen vermeintlich überholten Effekten zeigt sich ja perfekt, welche Deformationen zu erwarten sind, wenn maschinelle Intelligenz versucht, das biologische Leben nachzuahmen. Aber dieser Vorwurf wird in Camerons Film natürlich auch gegen die Menschen gerichtet: Ihre Hybris hat die Welt ja erst an den Abgrund getrieben. Die Maschinen haben nur von den Menschen gelernt.

A: … und sich dann angefangen selbst zu programmieren „Eine völlig neue Intelligenz“, wie Kyle mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Abscheu zugestehen muss. Interessant beim Verlauf der Geschichte ist die absolute Ausweglosigkeit der Situation. Der Weltuntergang wird kommen, das ist besiegelt. Auch die alte Mär, dass es sich um eine dem Menschen feindlich gesonnene Technik handelt, die dieser nicht mehr kontrollieren kann, ist allseits bekannt. Das verleiht der Geschichte etwas ungemein Endgültiges. Innerhalb des tautologischen Kreises ist bereits alles angeordnet und wird nicht mehr durchbrochen werden können. Es geht gar nicht mehr um die Abwendung der Apokalypse, sondern um deren Meisterung. Und so wie große Ereignisse ihre Schatten voraus werfen, so muss innerhalb des geschlossenen Zeitkreises der Geschichte der Samen aus der Zukunft in die Vergangenheit gepflanzt werden, weil die Menschen der Gegenwart (in diesem Fall also des Jahres 1984) nicht mehr in der Lage sind, die Zeichen zu deuten. Gemeinsam tanzt man zu Punk und New Wave in den Untergang. Das erste, was dem Terminator begegnet, wenn er durch das nächtliche L. A. streift, sind ein paar Punks. Die sind aufgrund seiner nackten Gestalt sichtlich amüsiert und wollen sich erstmal ein kleines Späßchen machen, indem sie ihm ein Springmesser hineinrammen. Diese Figuren, die in ihrer Mode und ihrem Verhalten die Insignien der Destruktion bei sich tragen, sind, obwohl eigentlich geeignete Vorboten für das, was kommen wird, nur Trendmarionetten. Sie sind so blind, dass sie nicht mal erkennen wie nah der von ihnen selbst so gern propagierte No-Future-Slogan in Person vor ihnen steht. Ähnlich blind ist die Gesellschaft bzw. das System. Brillant, wenn Cameron die komplexe Maschine auf das komplexe System einer Metropole treffen lässt. Wenn der Terminator nach der Ankunft auf einer Aussichtsplattform steht und auf das nächtliche L.A. hinunterblickt, stehen sich die Zeiten und Systeme für einen kurzen, ruhigen Moment gegenüber. Die bereits marode Stadt entfaltet sich vor ihm, ist verletzbar und der Terminator, der so etwas noch nie gesehen hat, inspiziert sie. Wüssten wir nicht, dass er keine Gefühle hat, man könnte meinen, er ist für einen Augenblick verwirrt aufgrund des für ihn befremdlichen Panoramas.

FH: Die Bedeutung des Zusammenpralls von Terminator und Punks hast du sehr schön herausgearbeitet. Ja, in TERMINATOR kann sich die Menschheit nicht mehr selbst retten, weil sie für ihre Umwelt blind und taub ist –verbildlicht auch etwa in der ständig den Walkman tragenden Freundin Sarahs –; es können lediglich die Voraussetzungen für eine Rettung geschaffen werden, die dann aber nicht mehr in ihren Händen liegt. Es wird kein Messias kommen, um uns ins Gelobte Land zu führen: Sarah muss diesen Messias erst gemeinsam mit Reese zeugen, in dem Wissen, dass auch er in der Gegenwart nichts mehr ausrichten können wird. Das Gefühl der Ausweglosigkeit, das du beschreibst, kommt in einer Szene zum Tragen, die zunächst einmal wie ein Drehbuchklischee erscheint: Gemeint ist die Sexszene zwischen Sarah und Reese, die aber tatsächlich den emotionalen Kern des Films bildet und in der TERMINATOR sprichwörtlich seinen dramatischen Kulminationspunkt findet. Die unleugbare Romantik der Situation – ein Mann reist durch die Zeit, um mit der Frau, die er liebt, ohne sie zu kennen, das Kind zu zeugen, das die einzige Hoffnung der Menschheit ist – wird von Cameron konterkariert, indem er sie zu einer Sache des Schicksals und der Bestimmung im engsten Sinne des Wortes macht. Sarah und Reese finden zusammen, weil sie wissen, dass ihnen die Geschichte diese Beziehung auferlegt. In ihrer Vereinigung treffen Zukunft und Gegenwart unentwirrbar zusammen. Ihre Berührung, ihre Verbindung ist so stark, dass sie die Zeitachsen krümmt.

A: Ja, hier gibt es eine sehr systemtheoretische Anordnung von Figuren und deren Selbstwahrnehmung. Cameron gelingt es absolut glaubhaft zu machen, dass Sarah und Kyle sich dessen nicht bewusst sind. Sie folgen im entscheidenden Moment tatsächlich ihrem Trieb und ihrer Liebe. Kyle ist für Sarah durch das Feuer des Lichtes gegangen, welches das Raum-Zeit-Kontinuum aufschneidet und vergleicht dies auch mit einer Neugeburt. Und genau so wirkt dieser Kyle Reese in seinem Verhalten auch so unschuldig, weil er vollkommen rein ist. Als Sarah sich danach erkundigt, wie die „Mädchen in seiner Zeit so sind“, weicht er nur aus. Als er von seiner Kindheit berichtet, ist da nur Schwärze, Hoffnungslosigkeit, Zerstörung. Reproduktion war den Menschen nicht gestattet, da sie lediglich als Arbeitsmaterial zur Beseitigung der Leichenberge eingeteilt waren. Sex spielt in dieser Welt für Menschen keine Rolle mehr, sondern nur noch das Durchhalten. Cameron koppelt den nackten Willen zu überleben hier zum ersten Mal an seine martialische Philosophie, die ihm bei TERMINATOR und ALIENS – DIE RÜCKKEHR so viel Ärger von Seiten der Kritik eingehandelt hat. In seiner Vorstellung muss der Mensch bereit sein, ein Krieger zu werden und da gibt es überhaupt keine geschlechtlichen Unterschiede. Die Mädchen, sagt Kyle, um Sarahs Frage zu beantworten, seien gute Kämpferinnen. Überleben können, im Dreck zurecht kommen, sich anpassen, schnell die Umgebung sondieren, Feinde ausmachen und sich aus einfachsten Mitteln Waffen herstellen können: Das alles steht für Cameron an erster Stelle, wenn die Menschheit weiter existieren soll. Kyle ist somit der perfekte Krieger im Sinne Camerons und wenn er es geschafft hat, allen Fährnissen dieser düsteren Zukunft zu trotzen und sogar bereit ist, durch die Zeit zurückzureisen und alles, was er kannte, aufzugeben, um „die Mutter der Zukunft“ zu retten, dann stellt er wohl wirklich das beste Genmaterial da, um den „Retter der Menschheit“ zu zeugen. Bei Sarah Connor ist dies nicht so ohne weiteres auszumachen. Für sie gilt, dass die Fähigkeiten, mit welchen sie in der Lage sein wird, sich und ihren Sohn vorzubereiten, ihr im komplexen Gesellschaftssystem nichts nützen. So wie ADHS-Kinder von der Evolution ursprünglich durch ihre Aggressivität, Hyperaktivität und kognitiv-reduktionistisches Denken bevorteilt waren, und ihnen eben diese Eigenschaften in unserer Gesellschaft des disziplinierten Lernens im Wege stehen, so ist Sarah Connor eine etwas verträumte, ziellos umherdriftende Frau, in einem frustrierenden Job als Kellnerin in einem Schnellrestaurant, ohne feste Bindung zu einem Mann und ohne Aufgabe. Ihr einziger Bezugspunkt ist ihre Mutter. Alles Männliche ist exkludiert. Auch Reese darf sie nur kurz befruchten und stirbt dann. Sarah wird mit ihrer weiblichen Urkraft, geschaffen nur zu diesem Zweck, den, natürlich männlichen, Retter gebären, ihn aufziehen und vorbereiten. Es ist ein Meisterstück, wie es Cameron gelingt, beide Ebenen plausibel zu machen. Durch seinen narrativen Zirkelschluss sind die Figuren und Ereignisse genau angeordnet und müssen sich schicksalhaft für die Beteiligten ereignen und gleichzeitig können wir glauben, dass doch die Liebe Sarah und Kyle zusammengeführt hat.

FH: Dem kann ich kaum etwas hinzufügen. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob ich mit dir darin übereinstimme, dass sich Reese und Sarah über die Konsequenzen ihres Handelns – also ihres Akts – nicht bewusst sind. Zumindest schält Cameron diese mit seiner eisigen Inszenierung für den Zuschauer glasklar heraus: Wir sehen, dass das Faktum der Liebe in diesem Moment eigentlich zweitrangig ist. Das macht auch die irgendwie nicht richtig greifbare Perversität dieses und anderer Cameron-Filme aus. Die Erkenntnis und das buchstäbliche Umarmen des Untergangs werden zu einer fast ästhetischen Handlung stilisiert, der Fatalismus wird mit eisiger Miene zelebriert. Der Weltuntergang prädisponiert die Wiederkunft des Messias (die Initialen von Sarahs zukünftigem Sohn sind offenkundig: „J. C.“), erst im Angesicht des Untergangs kann das Heilige entstehen. Die Charakterdisposition der beiden Protagonisten, die du perfekt auf den Punkt gebracht hast, verhindert, dass der Akt nicht zum affirmativen Tearjerker verkommt. Beide Figuren sind im Kern dazu bestimmt, unglücklich zu sein: Ihre fleischliche Verbindung ist gleichzeitig auch ihr Tod als Individuen. Sie gehören nun der Geschichte, deren Interesse sie zu erfüllen haben. Man weiß, dass es von diesem Zeitpunkt nur noch bergab gehen kann – eine Dialogzeile aus ALIENS – DIE RÜCKKEHR umschreibt es perfekt: „We’re in an express elevator to hell, going down!“ Cameron instrumentalisiert die Drehbuchkonvention der Sexszene, die ja immer dramaturgische Pause, Zäsur ist, auf brillante Art und Weise: Hier haben beide Figuren die erste und einzige Gelegenheit innezuhalten, bevor nichts mehr so sein wird, wie es war. Dennoch: Man kann die Kritiker in gewisser Weise verstehen, die hier faschistoides Gedankengut gesehen haben wollten. Die stoische Schicksalsergebenheit seiner Protagonisten, der monolithische Charakter des ganzen Films, der über einen mit der Macht eines futuristischen Kettenfahrzeugs hinwegwalzt und unsere Schädel zermalmt, ist nichts, was Herzen erwärmt: TERMINATOR ist eisig und schonungslos. Dennoch haben die Kritiker übersehen, dass es in Camerons Film den archimedischen Punkt nicht gibt, von dem sich Untergang oder Gegenschlag rechtfertigen lassen. Aus dem Zirkel gibt es keinen Aubsruch. Das macht Cameron in T2 explizit, in dem Sarah Connor zu einem verbissenen, hasserfüllten Monstrum mutiert ist, das von einer Maschine neu lernen muss, was Menschlichkeit im Kern bedeutet.

A: Unter der lauten Brachialität der formalen Hülle kann der Gedanke verloren gehen, dass die Liebe der zentrale Punkt für Kyle und Sarah ist, doch wenn Sarah in der letzten Szene mit ihrem ungeborenen Sohn spricht, ist ihr das Wichtigste ihm zu versichern, dass sie sich, auch wenn sie nur diesen einen Moment hatten, wie ein Leben lang geliebt haben. Der Terminator hat ihr und dem Zuschauer einen Ausblick auf Camerons Zukunftsvision gegeben. Sein Amoklauf im Polizeirevier hat die größte Mobilmachung kalifornischer Polizeikräfte in der Geschichte des Staates verursacht. Kein Wunder, ist das komplette Auslöschen dieser Bastion des Rechtsstaats bereits der erste Minischritt zur Apokalypse. Bis die Polizei begreifen würde, dass sie dem Terminator mit herkömmlichen Mitteln nicht beikommen kann, hätte er schon ein Atomkraftwerk hochgehen lassen können. Wenn diese eine Kampfzelle ein geregeltes System schon derart durcheinander wirbeln kann, wie sieht es dann für die Zukunft aus? Das Schlussbild des Filmes nimmt den nuklearen Winter, der nur die erste Stufe darstellt, damit symbolisch vorweg. Wir wissen was kommen wird. Aufhalten können wir es nicht.